Februar 15, 2022

DAS SIND IHRE LOVE RECYCLING-HELDEN UND HELDINNEN: CHRISTINA GREVELDINGER

Christina Greveldinger ist Besitzerin des Hôtel de la Porte Dorée in der Nähe des Bois de Vincennes in Paris und eine unserer Love Recycling-Helden und Heldinnen 2021. Weithin anerkannt wird Christina für ihre Errungenschaften und ihre Vorreiterrolle im Bereich der Nachhaltigkeit.

Mit dem Wachstum von Christinas Hotelgeschäft nahm auch der Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit zu. Zu Beginn führte das Hôtel de la Porte Dorée zunächst kleinere Änderungen ein, so beispielsweise Zeitschalter für die Lampen in gemeinsam genutzten Bereichen und den Einbau von Filtern zur Verringerung des Wasserverbrauchs. Mittlerweile sind die Nachhaltigkeitsinitiativen des Hotels um vieles umfangreicher und ambitionierter geworden – eines der Ziele für 2022 ist die Umsetzung eines zu 100 % plastikfreien Betriebs – und finden überall Anwendung. Christina entdeckte, dass das Umweltschutzengagement nicht nur dem Hotel half, sich gegenüber der Konkurrenz hervorzuheben, sondern auch die Interaktion und Kommunikation mit seinen Gästen auf einer ganz anderen Ebene ermöglichte.

 

In diesem Interview erklärt Christina, warum Nachhaltigkeit für sie wichtig ist und wie das Hotel das eigene Team ebenso wie die Gäste dazu anhält, nachhaltige Praktiken umzusetzen. Sie erläutert auch ihre Ziele für die Zukunft und die Herausforderungen, denen sie sich als Champion für Nachhaltigkeit stellen muss.

 

 

Warum ist Ihnen Nachhaltigkeit so wichtig?

 

Christina: Als Eigentümerin des Hôtel de la Porte Dorée sehe ich, welche Auswirkungen wir auf unsere Umwelt haben. Damit ist die Umsetzung von Nachhaltigkeit in unserem Hotel zur Notwendigkeit geworden. Wenn wir uns entscheiden, aktiv zum Erhalt unseres Planeten beizutragen, gewinnen wir mehr als nur das Gefühl der Selbstzufriedenheit. Ich und mein Team haben dadurch auch ein zentrales Ziel, auf das wir gemeinsam hinarbeiten können. Das führt zu einer positiven Atmosphäre für unser Geschäft und unser Image und stärkt zudem die Motivation unserer Mitarbeitenden, für ein Unternehmen zu arbeiten, das diese Themen ernst nimmt. Ich bin außerdem Mutter von drei Kindern. Ihre Zukunft hängt davon ab, was wir jetzt unternehmen.

 

 

Was hat Sie dazu angehalten, Nachhaltigkeit am Arbeitsplatz umzusetzen?

 

Christina: Als wir das Hôtel de la Porte Dorée vor 20 Jahren gekauft haben, waren unsere Gründe vorwiegend finanzieller Art. Wir waren ein junges Paar, das sein erstes Unternehmen startete, und wir hatten nur wenige Ressourcen. Wir ermutigten unser Team zu bestimmten Gewohnheiten, beispielsweise zum beidseitigen Drucken auf dem Papier, das wir verwenden, zur Nutzung von Zeitschaltern für Lampen in gemeinsam genutzten Bereichen und zum Einbau von Filtern, die den Wasserverbrauch drosseln. Mit dem Wachstum unseres Geschäfts waren wir dann auch in der Lage, mehr zu investieren. Wir begannen, ausschließlich Produkte aus biologischem Anbau zum Frühstück anzubieten und uns gründlich über die Herkunft der von uns erworbenen Produkte zu informieren. Jetzt haben wir ein größeres Team, in dem sich jeder aktiv beteiligt. Ich habe somit mehr Zeit für Details, so zum Sortieren unserer Recyclingabfälle, die ich persönlich zu verschiedenen Verbänden oder Schulen bringe, die sie wiederverwerten können. Die Befriedigung, einen neuen Zweck für etwas zu finden, das sonst in der Recyclingtonne oder auf der Mülldeponie gelandet wäre – das ist ein reines Vergnügen und motiviert wirklich.

 

 

Wie versuchen Sie, andere zur Annahme von nachhaltigen Praktiken anzuhalten?

 

Christina: Andere dazu anzuregen, nachhaltigere Praktiken zu verfolgen, ist unerlässlich. In unserem Hotel gibt es nicht nur unser eigenes Team. Wir versorgen außerdem jeden Tag über 80 Gäste. Obwohl wir viel erreichen können, kann dies auch Herausforderungen mit sich bringen, abhängig vom Alter unserer Gäste oder ihrem Herkunftsort. In jedem Zimmer haben wir Informationen und kurze Hinweise hinterlegt, die Gäste über die verschiedenen Möglichkeiten aufklären, wie sie helfen können. Während des Aufenthalts unserer Gäste lassen wir sie wissen, dass wir jederzeit gerne ihre Fragen beantworten, wenn sie sich für unsere Projekte interessieren. Und schließlich beinhaltet unser Fragebogen zur Kundenzufriedenheit auch einige Fragen über ihre Gedanken zu unseren Nachhaltigkeitsinitiativen. Wir glauben, dass kleine, dezente und häufige Erinnerungen bei Menschen, für die diese Ideen noch neu sind, effizienter sind. 

 

 

Neben den auf unsere Kunden ausgerichteten Aktionen bieten wir auch Präsentationen in Hotelfachschulen an, um über die Nachhaltigkeitsprojekte zu informieren, die wir in unserem Hotel eingeführt haben. Damit sprechen wir die künftigen führenden Persönlichkeiten unserer Branche an und haben wiederum eine bessere Möglichkeit, die Zukunft mit zu gestalten. 

 

Welche Nachhaltigkeitsziele hoffen Sie, im nächsten Jahr zu erreichen?

 

Christina: Unser wichtigstes Ziel für 2022 ist die Reduzierung von Kunststoffen, die in unserem Hotel eingesetzt werden. Wir wollen vollständig ohne Plastik auskommen. Das könnte sich als eines der schwierigsten Ziele herausstellen, die wir für unser Hotel gesetzt haben, denn es muss auf allen Ebenen geschehen. Intern haben wir bereits wichtige Maßnahmen ergriffen. Beispielsweise stellen wir unser eigenes Ozonwasser her, mit dem wir unsere Reinigungsprodukte ersetzen. Wir haben einen Filterwasserbrunnen installiert, damit unsere Gäste nicht mehr auf Wasser in Plastikflaschen angewiesen sind. Und wir bereiten uns gerade darauf vor, von Plastikmilchflaschen auf ein altmodisches „Milchmannsystem“ umzustellen, mit dem wir unsere Milch in gläsernen Versandflaschen geliefert bekommen. Diese Schritte sind lediglich der Beginn eines langen Weges. Bei einem solch großen Projekt erzielt man die meisten Fortschritte, wenn man sich auf die Produkte konzentriert, die den größten Unterschied ausmachen, wenn sie ersetzt werden. Davon ausgehend kann es dann weitergehen.

 

 

Welche Herausforderungen erwarten Sie in Zukunft?

 

Christina: Die vorhersehbaren Herausforderungen für ein Geschäft sind meistens die Kosten und das Budget für die Einführung neuer Projekte und Ideen. Ein Vorreiter für die Nachhaltigkeit zu sein bedeutet oft, dass man keinen Zugang zu einem großen Markt hat. Deshalb sind die Preise oft höher. Als wir Anfang 2000 zum Beispiel damit begannen, biologische und Fair-Trade-Produkte für unser Frühstück einzukaufen, gab es nur wenige Vertreiber biologischer Produkte, und die waren schwer zu finden und berechneten hohe Preise. Jetzt haben wir viel Auswahl, und die Preise sind drastisch gesunken. Ein Milchmannsystem ist ungewöhnlich, und es in unserem Hotel umzusetzen wird uns doppelt so viel kosten wie die biologische Milchmarke, die wir aktuell beziehen. Hier kommt die Kommunikation als wichtiger Faktor ins Spiel. Die Umsetzung dieser Art von Projekt kostet oft mehr, doch die Kosten können ausgeglichen werden, wenn Sie diese innovativen Maßnahmen dazu nutzen, sich gegenüber der Konkurrenz hervorzutun und Ihr Produkt besser zu verkaufen.

 

 

Was würden Sie anderen raten, die sich ebenfalls für die Nachhaltigkeit engagieren möchten?

 

Christina: Mein Rat ist: Tun Sie es einfach! Wir haben unser Engagement niemals bereut. Ein Umweltversprechen in unserem Hotel umzusetzen hat unserem Team die Möglichkeit gegeben, sich auf einer völlig neuen Ebene mit Gästen auseinanderzusetzen. Es hat uns ein gemeinsames Ziel gegeben, bei dem wir alle auf derselben Ebene lernen und bei dem sich alle mit neuen Ideen und Vorschlägen beteiligen können. 

 

 

Unser preisgekröntes Love Recycling Programm bietet auch weiterhin Erkenntnisse und Ratschläge für Organisationen und Einrichtungen an, die sich Nachhaltigkeitsziele gesetzt haben. Mehr darüber erfahren Sie hier.

 

Das Love Recycling Heroes Programm wird in diesem Jahr wieder zurückkehren. Achten Sie auf die neuesten Nachrichten auf unseren sozialen Kanälen und unserer Love Recycling Website, um herauszufinden, ab wann Nominierungen möglich sind, damit Sie auch die Recycling-Heldinnen und -Helden in Ihrer Organisation feiern können.

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